An(ge)dacht

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
Jesaja 60,1 Monatsspruch für Dezember 2024
Die Tage jetzt im November, wo ich diese Besinnung schreibe, sind kurz geworden und werden immer kürzer. Wenn dann, wie so oft in diesen Landen, der Nebel heftig dazukommt, treibt es das Dunkel auch ins Innere. Blicken wir in die Welt, scheint es auch nicht heller zu werden: Kriege im östlichen Europa und im Nahen Osten, Naturkatastrophen, die sicher mit dem Klimawandel zusammenhängen, beunruhigende Wahlergebnisse in Demokratien, steigende Macht von Autokraten in der Welt, eine am Boden liegende Wirtschaft bei uns, Traditionsabbruch, ein Europa, das sich seiner Wurzeln nicht mehr gewiss ist. Sie kennen dies alles aus Fernsehnachrichten und Zeitungen; so brauche ich es nicht weiter zu entfalten. Es gibt durchaus düstere Prognosen. Was hilft da? Was richtet auf? Was zunächst einmal ein Stück Distanz schafft, ist der Verweis auf frühere Zeiten, die eben auch nicht einfach waren, aber bewältigt wurden – wo Gott Kraft gab, dass es weiterging, etwa in der schwierigen Zeit nach dem Weltkrieg. Wichtig ist dabei auch der Hinweis, dass Gott es ist, der alles in der Hand hat, nicht selbsternannte, vermeintlich allmächtige Herrscher, aber auch nicht der gnadenlose Zufall. Der Glaube weiß um den Trost, den er in Paul Gerhardts Liedzeile wiederfindet: „Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.“ Ein Gleiches zum Ausdruck bringendes Wort stammt von dem Schweizer evangelischen Theologen Karl Barth, sein letztes Wort, geäußert im Dezember 1968 in einem Telefonat mit einem Freund: „Aber nur ja nicht die Ohren hängen lassen! Nie! Denn: Es wird regiert!“ 1968, das Jahr der Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Panzer, das Jahr weiterer Eskalation im Vietnamkrieg, der Studentenunruhen, der Ermordung zweier Hoffnungsträger in den USA: Martin Luther King und Robert Kennedy. Ja, trotzdem nicht die Ohren hängen lassen, auch nicht jetzt. Auch damals nicht, als die Menschen aus der Verbannung in Babylonien nach Hause, nach Jerusalem kamen, um den mühsamen Wiederaufbau zu beginnen und der erste Enthusiasmus nach und nach erlahmte. Zwar hatte man vom persischen König Kyros das Recht auf religiöse Selbstbestimmung wiedererlangt, immerhin, doch von staatlicher Eigenständigkeit war man weit entfernt. In dieser Zeit ist der dritte Teil des Buchs Jesaja zu verorten, aus dem der Monatsspruch stammt: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“, ruft er den in depressiver Stimmung verharrenden Israeliten von Gott her zu, um durchaus verständnisvoll hinzuzufügen: „Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker, aber über dir geht auf der HLMM und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ Es gibt Hoffnung! Gott selbst ist im Kommen. Von ihm her, von seiner Herrlichkeit, seinem ganzen Gewicht als König der Welt wird es heller. Er bleibt nicht ferne, leidenschaftlich müht er sich um sein Volk und damit um seine ganze Schöpfung. Darum aber gilt es nun, den Kopf nicht hängen zu lassen, oder mit unserem Vers gesagt: sich aufzumachen – wörtlich steht hier: „Steh auf!“ – und sich ‚licht‘ zu machen, hell zu werden, das Antlitz, das Gesicht aufstrahlen zu lassen. Steh auf, schau auf, denn Gott ist im Kommen. Schau nicht finster drein, du brauchst es nicht, weil Er kommt, weil schon sein Licht auf dich fällt, er dich in sein Licht stellt. Licht ist heute für uns überall, scheinbar unbegrenzt, verfügbar. Bei Nacht betrachtet erscheint Mitteleuropa wie ein einziges Lichtermeer. Jederzeit können wir den Schalter umstellen, ohne jede Mühe. Ein Ausleger schreibt: „Ein Licht anzünden – was früher Alltagserfahrung war, muss heute inszeniert und erlebnispädagogisch aufbereitet werden.“ Ist Licht so selbstverständlich geworden, zeigt uns die dunkle Jahreszeit mit ihren teils schweren Gedanken, dass dem nicht so ist. Das Dunkel in Menschen kann nicht per Umlegen eines Schalters abgestellt werden. Vielleicht wissen Sie um diese schmerzlich empfundene Erfahrung, das Dunkel nicht abschütteln zu können, auch nicht durch Anzünden einer Kerze. Vielleicht kennen Sie Menschen, denen es so geht. Das Dunkel vertreiben, auch im Inneren, das vermag nur Gott. Licht ist ihm, der selbst in der Bibel Licht genannt wird, das Anliegen. Licht ist sein erstes Werk in der Schöpfung, nachdem er Himmel und Erde geschaffen hat. Und den Menschen damals wie auch uns hat Gott durch den Propheten zurufen lassen: "Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ Schon mit diesem Zuruf wird es heller, zeigt er doch: Gott hat sein Volk, hat die Seinen nicht vergessen, die im Dunkel leben; er weiß darum. Die christliche Gemeinde hat von Beginn ihrer Existenz in dem kommenden Licht Jesus Christus erkannt: den, der von sich als dem „Licht der Welt“ sprach, der es hell machte für Kranke, schuldig Gewordene, von anderen Ausgeschlossene, der für sie, für uns alle mit seinem Leben einstand, selbst in die tiefste Dunkelheit und Verzweiflung ging. Das Geheimnis ist: Das Licht kommt, indem sich Gott selbst entäußert, mitten in der Nacht in einem kleinen Kind kommt. Da, liebe Gemeindeglieder, können wir nicht anders, wie die Hirten damals aufzustehen, zumindest den Kopf zu heben und dem Kind, in dem Gott uns anstrahlt, entgegen zu strahlen, ihn und die Menschen, die uns begegnen, freundlich anzuschauen. Dazu will uns das Kind in der Krippe bringen, und dass dies für Sie wahr werde, das wünsche ich Ihnen in dieser Advents- und Weihnachtszeit.
Herzlich grüßt Sie Ihr
Detlef Metz, Pfr.
Theologische Arbeit

In einer Zeit, in der vielfach der christliche Glaube nicht mehr selbstverständlich ist, manches abbricht, auch immer weniger Wissen über die christliche Tradition präsent ist, es zugleich aber viel Fragen zu Glaube und Theologie gibt, ist die Beschäftigung mit geistlichen und theologischen Fragen unerlässlich.
Der Glaube soll ja weitergetragen werden, aber rational verantwortet und transparent auch für Menschen, die Zweifel und Schwierigkeiten mit Glaubensinhalten haben. Jeweils in der Passionszeit gibt es daher in der Gemeinde besondere Abende mit Themen zu Glauben und Theologie. Die letzten Themen waren: „Einführung in die Bibel“; „Wir lesen die Passionsgeschichte“; in Vorbereitung sind: „Was ich glaube“ (Abende zum Glaubensbekenntnis); „Wie wir wurden, was wir sind“ (Einführung in die Kirchengschichte).
Im Jahr 2021 gab es ferner eine Ikonenausstellung mit Rahmenprogramm zum Thema „Ikonen – Fenster zur Ewigkeit. Zur Frömmigkeit und Theologie von Ikonen und Bildern in der Kirche“.