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An(ge)dacht

© Stefanie Bernecker / fundus.ekhn.de

Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?

Lukas 24, 32

Monatsspruch für April 2025

 

Ist es Ihnen auch schon einmal so ergangen, dass Sie noch während eines Gesprächs spürten: Da ist etwas in mir ausgelöst worden, etwas Wunderbares, Positives? Und als das Gespräch vorbei war, da verstärkte sich diese Wirkungbsogar eher noch. Sie kennen es; ich auch. Der ‚Klassiker‘ ist, wenn jemand im Zusammensein mit einem Menschen auf einmal merkt: Da ist mehr als bloßebSympathie, da hat sich Liebe, ein unsichtbares Band zwischen ihm und diesem Menschen entwickelt. Aber es können auch andere Momente sein, wo jemand bei einem Gespräch mit seinem Gegenüber ein Brennen des Herzens in sich spürt. Etwa in einer über das normale Dienstgespräch hinausgehenden Unterredung mit dem Vorgesetzten, wo dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin aufgeht, wie er bzw. sie vom Gegenüber wirklich, nicht nur oberflächlich wahrgenommen wird, wertgeschätzt und ernstgenommen wird, wo ihm bzw. ihr aufgeht: Mein Gegenüber hat meine ganze Person mit ihren Stärken wie auch ihren Schwächen im Blick, mit ihrer Entwicklung, in aufbauender, weiterführender Weise, wo deutlich wird: Der Vorgesetzte will einen Weg mit mir gehen, möchte mir ein Wachsen ermöglichen. Nicht oft, aber immer wieder einmal gibt es in Gesprächen solche unverfügbaren Momente. Ein derartiger Moment ist kostbar; er prägt sich ein und wirkt noch längere Zeit nach. Ja manchmal noch nach vielen Jahren ist das Gefühl so lebendig da, als wäre es gestern gewesen. So war es auch bei den zwei Menschen, die unterwegs waren, als ihnen solch ein Moment widerfuhr, der ihr Leben veränderte. Er traf sie in trauriger Stimmung: Sie waren auf dem Weg, oder besser: auf der Flucht vom Grauen weg. Der Ort des Grauens war Jerusalem. Der, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten, war tot. Nicht nur tot, sondern auch hingerichtet, getötet infolge eines juristisch fragwürdigen Prozesses, dessen Urteil in einen schmählichen und grausamen Tod mündete. Alles war für sie eingestürzt, alles umsonst. Drei Jahre ihres Lebens hatten sie investiert, Zeit, Gut, Kraft. Und nun: tiefe Enttäuschung, tiefes Fallen. Nur weg! Müde,  ausgelaugt, ohne Antrieb traben sie ihren Weg dahin. Nichts deutet darauf, dass sich auf diesem Weg etwas Besonderes ereignen könnte. Unscheinbar, alltäglich bahnt sich der Moment an. Ein Unbekannter stößt dazu, geht einfach mit, hört zu, stellt Fragen, die Interesse und Anteilnahme bekunden. Dann hebt er an zu reden. Sein Wort trifft ihre Situation, durchbricht ihre Enttäuschung und Leere, rührt ihre Herzen an. Sie merken es erst im Rückblick:

„Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete?“

 

Erst da hatten sie ihn erkannt: Es war Jesus! Er lebt! Der Tod hat ihn nicht halten können; Gott hat ihn aus dem Tod geholt. Er hat sich damit zu ihm gestellt, hat Ja gesagt zu dem, was er in seinem Leben gewirkt hat, Ja gesagt zu seiner Lebenshingabe. Sein Tod war nicht einfach ein Justizmord; durch ihn hat vielmehr Gott gewirkt, hat Gott alle Tode dieser Welt, alles Ungute, das Tod mit sich bringt, in diesen einen Tod gelegt, um Schuld und Tod zu überwinden, endgültig auszuhebeln. Jesus lebt. Das Leben in Gottes Sinne, so wie er es ursprünglich gedacht hatte, trägt den Sieg davon. Jesus durchbrach die Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Müdigkeit. Er sprach in ihre Situation hinein, berührte ihr Herz. Er ging mit, er nahm sich Zeit, er gebrauchte leise Töne, um die beiden mitzunehmen, um in ihnen etwas zum Glühen zu bringen. Er nahm sich Zeit für sie, obwohl er vielleicht im gleichen Zeitraum Hunderte hätte erreichen können – das würde man ihm wohl heute raten. Nein, so wie Jesu im irdischen Leben wirkte: Menschen nachgehend, intensiv auf sie eingehend, weil er sie sah und „es ihn jammerte“, so lebt er auch als der Auferstandene. Die Fragen und Zweifel der beiden, ihre Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung treiben Jesus um. Es geht an ihn, dass die beiden, weil ihre Augen vor Traurigkeit trüb waren, ihr Blick verschwommen, das Geschehen dahinter nicht zu sehen vermögen. Er begleitet sie, bis ihre Augen aufgehen. Und dann springen sie auf, gehen zurück an den Ort, von dem sie doch nur weg wollten.

 

So ist Gott: Er durchbricht die Mauern, die in uns gewachsen sind auf dem Boden dessen, was uns im Leben an Schwerem widerfährt. Er schenkt Hoffnung, führt uns weiter. Er braucht dazu keine besondere Inszenierung. Es kann eben auch wie bei den zwei Jüngern ein tiefergehendes Gespräch sein, durch das er etwas in uns in Bewegung setzt, zum Glühen bringt. Er drängt sich nicht auf, aber auf einmal spüren wir: Da war Gott da! Da war solch ein tiefer Moment. Planen lässt er sich nicht, festhalten lässt er sich ebenso wenig. Aber er bleibt in der Erinnerung, und wird dann wieder lebendig, als hätte er sich gerade ereignet.

 

Ich wünsche Ihnen solche kostbaren Momente, in Gesprächen mit dem Partner oder der Partnerin, mit Kindern, mit Freunden und Gefährten, mit ‚zufällig‘ auftauchenden Menschen, in Gottesdiensten oder Andachten oder anderen Veranstaltungen. Und ich wünsche Ihnen, dass sich die Osterbotschaft in Ihren Herzen immer wieder den Weg bahnt: Jesus lebt!

 

Jesus lebt! Das heißt: Es gibt neues Leben, neues Leben auch jenseits des uns immer wieder so bedrückenden Endes des irdischen Lebens. Es gibt Zukunft für die, die wir so schmerzlich vermissen wie für uns. Es heißt zweitens: In Jesus gibt es neues Leben auch über alles Versagen, über alle Enttäuschungen hinaus. Und es heißt drittens: Es gibt Gerechtigkeit. Das Unrecht, das wir so oft triumphieren zu sehen meinen, hat nicht das letzte Wort in dieser Welt. Möge Ihnen diese Botschaft immer wieder neu Hoffnung auf Ihren Wegen verleihen.

 

Herzlich grüßt Sie

 

Ihr Detlef Metz Pfr.

Theologische Arbeit

© Jeanette Fritz / fundus.ekhn.de

In einer Zeit, in der vielfach der christliche Glaube nicht mehr selbstverständlich ist, manches abbricht, auch immer weniger Wissen über die christliche Tradition präsent ist, es zugleich aber viel Fragen zu Glaube und Theologie gibt, ist die Beschäftigung mit geistlichen und theologischen Fragen unerlässlich.

Der Glaube soll ja weitergetragen werden, aber rational verantwortet und transparent auch für Menschen, die Zweifel und Schwierigkeiten mit Glaubensinhalten haben. Jeweils in der Passionszeit gibt es daher in der Gemeinde besondere Abende mit Themen zu Glauben und Theologie. Die letzten Themen waren: „Einführung in die Bibel“; „Wir lesen die Passionsgeschichte“; in Vorbereitung sind: „Was ich glaube“ (Abende zum Glaubensbekenntnis); „Wie wir wurden, was wir sind“ (Einführung in die Kirchengschichte). 

Im Jahr 2021 gab es ferner eine Ikonenausstellung mit Rahmenprogramm zum Thema „Ikonen – Fenster zur Ewigkeit. Zur Frömmigkeit und Theologie von Ikonen und Bildern in der Kirche“

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